Die Strasser-Garde in Spanien

Am Heiligabend letzten Jahres erreichte uns die Anfrage, ob wir die Möglichkeit hätten, im März 2005 für 6 Tage nach Castellón de la Plana in Spanien zu kommen, um beim Magdalenafest mitzuwirken. Eine kurze Umfrage bei unseren Aktiven ergab, dass wir mit 22 Musikern eine spielfähige Besetzung zusammen bekommen und so sagten wir kurzerhand  der Agentur von William van Leeuwen in Holland zu.

So kam es, dass wir am 2. März aus dem kalten Deutschland ins warme Spanien abflogen. Wir waren uns bei der Anreise über die Ausmaße dieses Festes nicht im klaren und wussten nicht, was uns erwarten würde. Allerdings übertrafen diese 6 Tage selbst die kühnsten Erwartungen: Eine ganze Region in Feststimmung, internationale Gruppen, gute Planung, ein Feuerwerk an Eindrücken und die Gewissheit, dass die Spanier die Historie mit der Moderne verweben können und das Feiern als Lebensphilosophie beherrschen.

Doch zunächst ein paar Informationen über dieses Fest:

„Ein Lichtblitz ohne Feuer und Rauch“. So lautet die volkstümliche Beschreibung der so genannten „Gaiata“. Dieses sind die farbenfrohen, geschmückten Lichtgebilde, die Grundlage dieser Fiesta sind. Der Ursprung kommt von den Laternen, die – an einem Stock befestigt – den ersten Siedlern als Weg- und Signalleuchte auf ihrem  Abstieg in die Ebene trugen, auf der sich die derzeitige Stadt erhebt. 19 dieser Gaiatas sind auf Plätzen in Castellón verteilt. Jede hat ein eigenes Komitee samt Präsident und Repräsentierdame. Die Planung und Wahl der Aktionen dauert das ganze Jahr über an, die alteingesessenen Gaiata-Komitees arbeiten zusammen und werden in den letzen Jahren durch die „freien“ Colla-Komittees erweitert.

Neun Tage lang dauert das Fest mit einem vollen Programm, bei dem der „Pregó“ genannte Umzug zu Beginn der Fiesta hervorsticht, sowie die Wallfahrt zur Magdalena-Kapelle und den Ruinen der Einsiedelei des alten Castellón-Dorfes auf dem Magdalenenhügel und die Blumengabe.

Unzählig sind die weiteren Festakte, bei denen Musik und Feuerwerk eine herausragende Rolle spielen. Um einige Beispiele zu nennen: neben traditionellen Tänzen und Musikaufführungen sieht man Zarzuela (trad. Spanische Operette), Rock, Jazz, internationale Musik- und Folkloregruppen, Umzüge, Ausstellungen, Stierkämpfe sowie spontane Darbietungen der Anwohner von Castellón, der Provinzhauptstadt mit ca. 148.000 Einwohnern.

Über allem steht die Festival-Königin mit ihrem Stab, alle gewandet in traditioneller Kleidung, Schmuck und mit der typischen Haartracht. Weitere Höhepunkte sind die Feuerwerke. Morgens zum Wecken wird schon viel Pulver verschossen, um die Mittagszeit findet ein Mascaletá statt. Dies ist ein Feuerwerk, wie es in unserer Region nicht bekannt ist. Täglich wechselnde Feuerwerksveranstalter bauen auf einem großen Platz ihre Kreationen auf, die dann zum angesagten Zeitpunkt vor tausenden von Menschen – die dies in unmittelbarer Nähe mit ihrem Jubel honorieren – abgebrannt werden. Das Ergebnis ist ein Stakkato von Explosionen, die im kunstvollen Takt abgefeuert, die Kleidung der Umstehenden vibrieren lässt. Spätestens wenn das Crescendo den Boden unter den Füßen erbeben lässt, wünscht man sich, dass Freunde und Verwandte, die im kalten Deutschland zurückbleiben mussten, dies auch erleben könnten – denn man kann dieses Ereignis nur schwer beschreiben und glauben ….. ja, glauben wird es niemand, der dies nicht schon erlebt hat. Abends kommen dann die farbenprächtigen Feuerwerke zur Aufführung und in der Zeit zwischen den Feuerwerken sorgen Kinder und Erwachsene dafür, dass es an allen Ecken und Enden der Stadt knallt, knattert und ballert.

Für die Musik- und Showgruppen wurde eigens das Hotel „Orange“ im Vorort Benicasim gebucht. Dort herrschte nach kurzer Zeit ein reges internationales und somit multilinguales Treiben. Es waren folgende Gruppen anwesend:

–         Aus Brasilien: „Brasil Mestizo“
–         Aus Kroatien: „Vodicka Glazba“
–         Aus Spanien: „Banda Municipal de Castellón de la Plana“
–         Aus Holland: „Damiate Band Haarlem“
–         Aus Lettland: „Banda Majorettes de Talsi“
–         Aus Thaiti: „Polinesia Show“
–         Aus Portugal: „Filarmónica eco Edificante“
–         Aus der Tschechei: „Dixi Dolu Darkov“
–         Aus der Schweiz: „Fanfare ouvière L’Avenir“
–         Aus Mexiko: „Aguilas Doradas“ (mein persönlicher Favorit; selten gehörte Dynamik und Spielfreude von 75 Musikern … wobei die komplette Gruppe 150 Musiker zählt)
–         Und für Deutschland die „Strasser-Garde“

Natürlich war – wie sich der geneigte Leser denken wird – die Verwirrung teilweise groß, dass Deutschland im schottischen Outfit und mit Bagpipes auftrat, was jedoch der Begeisterung des Publikums keinen Abbruch tat.

Die Verpflegung, Unterkunft und der Transfer zu den Auftritten waren einwandfrei, eine große logistische Leistung bei diesen vielen Gruppen, die zu den unterschiedlichsten Zeiten in Castellón spielten. Jede Gruppe hatte einen eigenen Betreuer, der die jeweilige Landessprache beherrschte. Außerdem hatte William van Leeuwen es sich nicht nehmen lassen, uns persönlich kennen zu lernen und war die Tage über ebenfalls als Ansprechpartner verfügbar. Auch das Feiern nach den erfüllten Tagen kam nicht zu kurz und zum Entspannen war der Strand und der Poolbereich des Hotels mehr als geeignet, wobei das Wetter zum Baden dann doch etwas zu kühl war. Jedenfalls den meisten.

Die Auftritte – teilweise Umzüge, bei den Gaiatas und auf großzügig ausgelegten Bühnen – begeisterten sowohl das Publikum als auch uns. Die Wege und Plätze waren gesäumt mit gutgelaunten Menschen, die uns zeigten, dass die „schottischen Deutschen“ ins Bild des Festes passten und den Menschen Freude bereiteten. Niemals zuvor sahen wir uns mit so vielen Fernsehkameras konfrontiert. Alles wurde regional und überregional übertragen.

Als am Sonntag Abend der Abschlussumzug aller Gruppen dem Ende zuging, waren wir fast betrübt; gerne hätten wir weiter unsere Musik vor den schönen Kulissen von Castellón gespielt, aber alles hat irgendwann ein Ende.

Zum offiziellen Abschluss des gesamten Festes waren über den Strassen, die zum Plaza de Major (Zentralplatz) führten Feuerwerksschnüre gespannt, die um 24 Uhr gezündet wurden und mit Getöse zum Zentralplatz hin abbrannten. Die Menschen auf den Straßen rannten mit dem Feuer in Richtung des Platzes, auf dem letztmals für dieses Jahr ein Feuerwerk gezündet wurde, das den Schlussakt dieser Fiesta und somit den Auftakt zur Planung der Nächsten setzte.

Am Montag hieß es dann für uns, Abschied nehmen. Zum Einen von der Sonne, von Spanien und von einem Event, das für uns überraschender kaum hätte sein können. Eine Auswahl der ca. 1000 Bilder, die von unserem fleißigen Fotografen gemacht wurden, werde ich im Laufe der nächsten Woche in die Bildergalerie einfügen.

Eviva Espana !!!!!!

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